RIPPEN

Wie fast alle Bereiche - technologischer Fortschritt, Einschnitte in Kultur, Kommunikationstechnologien, etc. - erlebte auch die Glocke über die Jahrhunderte stetige Veränderungen und Anpassungen. Glockenform, Klangbild, ästhetische Merkmale u. v. m. wechselten mit der Zeit. Die verschiedenen Typen der Glocke und ihre generelle Entwicklung möchte ich hier vorstellen.


Bienenkorbglocken

Den Anfang machten die sog. „Bienenkorbglocken”. Sie sind die ältesten erhaltenen Glocken Deutschlands. Gegossen wurden Glocken in dieser Form zwischen dem 10. und dem 12. Jahrhundert. Zuvor wurden die meisten Glocken aus Eisenblech geschmiedet, wie z. B. der „Saufang” in Köln. Merkmale von Bienenkorbglocken sind ihre zumeist etwas plumpe Form, welche wie ein Bienenkorb aussieht - daher der Name. Sie sind sehr gedrungen und haben oftmals kaum ausgeprägte Schlagringe und fast senkrechte Flanken. Ihr Klangbild ist wirr und die Teiltöne fallen komplett aus dem Rahmen, weshalb eine genaue Tonbestimmung meist nicht möglich ist. Nur noch gut 30 Bienenkörbe existieren hierzulande; viele davon sind aufgrund ihres Altertumswerts museal ausgestellt. Hier eine Aufzählung noch in Betrieb befindlicher Bienenkorbglocken in Deutschland:

  • Augsburg (BY), um 1070
  • Augsburg (BY), um 1070
  • Bamberg (BY), sog. „Kunigundenglocke” aus dem 12./13. Jh.
  • Iggensbach (BY), gegossen 1144
  • Thurndorf (BY), 12. Jh.
  • Klosterruine Bad Hersfeld (HE), sog. „Lullusglocke” von 1038
  • Bardowick (NI), 12. Jh.
  • Bardowick (NI), 12. Jh.
  • Glentorf (NI), 12. Jh.
  • Lutter a. Barenberg (NI), 12. Jh.
  • Mainz (RP), 13. Jh.
  • Drohndorf (ST), um 1100
  • Merseburg (ST), 11./12. Jh.
  • Merseburg (ST), sog. „Clinsa” um 1180
  • Rieder (ST), 12. Jh.
  • Theißen (ST), 12. Jh.
Bienenkorbglocke im Merseburger Dom
Bienenkorbglocke im Merseburger Dom


ZUCKERHUTGLOCKEN

Ab dem späten 12. Jahrhundert wurden die Bienenkorbglocken von mehreren Glockenformen abgelöst. Durchsetzen konnte sich dabei die sog. „Zuckerhutform” - sehr schmal, sehr lang und mit zumeist hellem Klang. Im 13. Jahrhundert war sie die vorherrschende Glockenform, einige wenige Exemplare wurden auch im frühen 14. Jahrhundert gefertigt. Obwohl optisch zumeist sehr ansprechend, wurden Zuckerhutglocken in den Weltkriegen aufgrund mangelnder Verzierung und unpassendem Klangbild nicht selten freiwillig abgegeben und somit eingeschmolzen. Trotzdem hat sich in Deutschland immer noch eine beträchtliche Zahl solcher Glocken erhalten. Meist trifft man diese jedoch nur alleine an, mehrstimmige Zuckerhutsätze sind nur noch ganz wenige erhalten. Die Kirche zu Niederthalhausen und die Pfarrkirche zu Obermockstadt (beide Hessen) sowie die ehem. Abteikirche zu Amorbach in Bayern können gleich zwei Zuckerhutglocken ihr Eigen nennen.

Zuckerhutglocke in St. Georg zu Lilienthal-St. Jürgen
Zuckerhutglocke in St. Georg zu Lilienthal-St. Jürgen


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