Forschungen


Historische Eisenglocken

Eisenglocken gibt es in Deutschland immer noch zuhauf. Nach den beiden Weltkriegen, als Bronze rar und teuer war, goss man tausende von ihnen. In Thüringen waren nach der Wende über 50% aller Glocken aus Eisen. Mittlerweile werden viele Eisenglocken durch neue Bronzegeläute ersetzt, sodass sich ihre Zahl konstant verringert.

Weitestgehend unbekannt sind jedoch die fast 100 älteren Eisenglocken, welche in den östlichen Gebieten der Bundesrepublik und Polen überdauert haben. Teilweise reichen ihre Güsse bis ins ausgehende 17. Jahrhundert zurück - in der Fachwelt fast gänzlich unbekannte Erzeugnisse überregionaler Bedeutung. Da ich das Thema ausgesprochen spannend finde und an die Öffentlichkeit bringen möchte, stelle ich derzeit intensive Nachforschungen zu dem Thema an. Bisher konnte schon einiges Wissenswertes über derlei Glocken gesammelt werden. Dank meiner studentischen Tätigkeit in Eberswalde sind auch die Wege zu den Glocken in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Polen recht kurz. Für den Herbst 2026 ist ein erster Vortrag zu dem Thema geplant.

Zwei historische Eisenglocken des 18. Jahrhunderts in Schwanow b. Rheinsberg
Zwei historische Eisenglocken des 18. Jahrhunderts in Schwanow b. Rheinsberg

Leihglocken

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges verlor Deutschland große Teile seiner östlichen Gebiete an Russland, Polen und Tschechien. Die dortigen Landeskirchen wurden aufgelöst. Viele Glocken aus diesen Regionen, welche noch auf deutschen Glockenfriedhöfen lagerten, wurden somit offiziell herrenlos und gingen als Rechtsnachfolger auf die Besatzungszonen bzw. später die beiden deutschen Staaten über. So wurden sie nach dem Krieg - ursprünglich vorübergehend - auf Glockentürme in Deutschland verteilt. Aus dem Provisorium wurde eine Dauerleihgabe. Viele dieser Glocken sind heute Zeugnisse einer längst verlorenen Glockenlandschaft und die letzten Relikte zerstörter Kirchen. Über diese Leihglocken; wo sie herkommen und wo sie sich heute befinden, ist relativ viel bekannt. Als kleines Projekt nebenbei, vom Umfang her längst nicht in den Sphären der Eisenglockenforschungen, notiere ich mir dennoch einige Informationen zu den Leihglocken, um vielleicht irgendwann einmal eine Übersichtskarte mit Herkunft und Standort solcher Instrumente erstellen zu können.


 

„Freude dieser Stadt bedeute,

 

Friede sei ihr erst Geläute.“